Milchstraße fotografieren

Fotografiere den Nachthimmel
"Die Sterne die begehrt man nicht. Man erfreut sich ihrer Pracht"
Johann Wolfgang von Goethe, 1804

Hallo Leute, ich möchte euch in den folgenden Beiträgen die Grundlagen der Astrofotografie näher bringen.

Ich will euch zeigen, wie man prächtige Fotos der Milchstraße und generell zur Nacht aufnehmen kann.

Jedes Kapitel behandelt einen wichtigen Baustein der Nacht- und Sternefotografie.

Milchstraße fotografieren

Möglichkeiten der Astrofotografie

Die Bandbreite an Möglichkeiten ist wie in der übrigen Fotografie sehr groß. Sie reicht von der Deep-Sky-Fotografie bis zu Ultraweitwinkel-Aufnahmen.

Deep-Sky-Fotos werden mit sehr weiten Brennweiten oder Teleskopen aufgenommen. Hier stehen u.a. Sternenformationen, Planeten oder Nebel im Vordergrund. Im Gegensatz hierzu werden bei Landschaftsaufnahmen mit dem Sternenhimmel sehr weitwinklige Objektive verwendet. In diesen Aufnahmen erkennt man die Landschaft und z.B. den Bogen der Milchstraße.

Für was ihr euch auch entscheidet, ein dunkler Nachthimmel frei von Lichtverschmutzung ist immer essentiell.

Ausrüstung

Auswahl der Kamera

Für die Astrofotografie gibt es heutzutage eine große Palette an Kamera, die hierzu in Frage kommen. Einen Überblick hierüber erhaltet ihr HIER.

Geeignetes Objektiv

Neben der Kamera ist natürlich auch ein Objektiv notwendig. Die Auswahl an Linsen ist bei beinahe allen Herstellern sehr umfangreich. Sony hat meiner Meinung nach mit dem Sony Alpha 14mm GM 1.8 ein grandioses Objektiv in seinem Sortiment. HIER findet ihr den Test.

Stativ

Für die langen Belichtungszeiten wird ein besonders stabiles Stativ verwendet. Wer keine weiten Wanderungen auf sich nimmt, der kann getrost eine schwere Variante wählen. Für Anwender, die auf das Gewicht achten empfehle ich: Rollei Rock Solid Gamma Mark II.

Astrotracker

Für alle ambitionierten Astrofotografen muss ein Astrotracker in den Fotorucksack. Der Astrotracker ermöglicht euch Belichtungszeiten weit über 30 Sekunden mit trotzdem punktförmigen Sternen. Prinzip ist die Mitführung eurer Kamera durch den Tracker mit der Erdrotation.

Besonders gute Ergebnisse gepaart mit geringem Gewicht erzielt man bei Verwendung von Brennweiten bis 200mm mit dem MSM Astrotracker. HIER findet ihr meinen Test zu diesem Tracker.

In dem unten genannten Astrotracker Tutorial erkläre ich euch die Grundzüge.

Licht

Vor allem Stirnlampen bewähren sich in der Astrofotografie. Ihr habt damit eure Hände frei und könnt die Einstellungen an der Kamera vornehmen.

Ein Rotlichtmodus kann hilfreich sein, da so euer Augenlicht an die Dunkelheit adaptiert bleibt

Natürlich müssen Lampen nicht nur zum Sehen verwendet werden, sondern können auch kreativ auf euren Fotos eingesetzt werden. Z.B. LED-Lampen für Light-Paintings oder eine Fackel für eine besondere Stimmung. Ihr könnt mithilfe von Licht auch Personen oder Gebäude beleuchten. Besonders bei der Fotografie von Menschen kann dies hilfreich sein, wenn jemand nicht 20 Sekunden still stehen kann.

Meine Empfehlung für eine Stirnlampe ist die Petzl Actik Core.

Planung

Dunkle Orte

Lichtverschmutzung ist der größte Feind des Astrofotografen.

Dunkelheit ist unabdingbar, um einen möglichst vollständigen Sternenhimmel einzufangen. Beleuchtung von Städten kann den Nachthimmel deutlich abschwächen und zeigt unschöne Farben.

Für die Recherche oder Prüfung, ob ein Fotospot für die Astrofotografie geeignet, lohnt sich der Blick in die Karte. Liegt der Spot in oder nahe einer Stadt? Gibt es andere direkte Lichtquellen? ZB von Windrädern?

Über die Light Pollution Map: https://www.lightpollutionmap.info könnt ihr anhand verschiedener Quellen die Lichtverschmutzung messen. Die Karte „World Atlas 2015“ zeigt geeignete Orte als blau an. Ein weiteres Feature von Light Pollution Map ist die Anzeige der Bewölkung.

Mittlerweile haben wir leider nicht nur Lichtverschmutzung von unten, sondern auch von oben: immer mehr Satelliten.

Wetter

Das Wetter zu checken ist unabdingbar bevor ihr startet. Ein bewölkter Himmel und schon könnt ihr getrost zu Hause bleiben.

Neben dem Bewölkungsgrad ist sicherlich in den Bergen auch die Wolkenhöhe wichtig. Am Gipfel können bereits andere Sichtverhältnisse bestehen. Wind ist ebenfalls ein zu berücksichtigender Aspekt, da dieser schnell Wolken vertreiben, aber auch herblasen kann.

Ein sehr umfangreicher Wetterbericht ist von Windy: https://www.windy.com.

Im Wetterbericht befinden sich manchmal auch Hinweise für das Erscheinen von Polarlichtern oberhalb des Polarzirkels.

Fotospot

Es gibt mittlerweile viele Quellen für Fotospots, insbesondere auch für die Astrofotografie. Doch macht oft die individuelle Recherche viel mehr Spaß.

Hier bietet sich nach der Recherche von dunklen Orten zum Erkunden des Geländes etwa mit Fatmap https://fatmap.com/ an.

Fatmap biete sehr umfangreiches Kartenmaterial und 3D-Ansichten. Hier können bereits im Wohnzimmer erste Begehungen stattfinden.

Stand der Sterne

Nachdem der Fotospot festgelegt worden ist, bietet es sich an die Uhrzeiten der astronomischen Dunkelheit zu notieren. Die astronomische Dunkelheit stellt den dunkelsten Zeitraum der Nacht dar.

Für die individuelle Kompositon der Sterne mit oder ohne Landschaft ist die Ausrichtung u.a. der Milchstraße oder der anvisierten Sternenbilder wichtig. Dies gelingt bereits zuhause mit der App Photopills https://www.photopills.com/. Photopills enthält außerdem viele praktische Features, wie die Berechnung der Belichtungszeit anhand der eingesetzten Kamera und Brennweite.

Für die Kontrolle der Sternbilder und Stand der Milchstraße direkt am Fotospot ist meine Favoriten-App: Sky Guide https://apps.apple.com/de/app/sky-guide/id576588894.

Fotografieren

Belichtungszeit

Die Belichtungszeit der Kamera wird manuell und nicht automatisch eingestellt. Die Belichtungszeit wird durch die Rotation der Erde limitiert. Wer also keine in die Länge gezogenen Sterne mag, sollte dies berücksichtigen. Je nach verwendeter Brennweite sollte eine andere Belichtungszeit gewählt.

Faustformel für die Berechnung: 300 / Brennweite. Bei der Verwendung von 20mm müsste man nach dieser Formel (300 / 20 = 15) 15 Sekunden einstellen. Für punktförmige Sterne ohne jeglichen Nachzieher braucht man eher kürzere Belichtungen.

Bei Verwendung eines Astrotrackers richtet sich die Belichtungszeit nach der Ausrichtungsgenauigkeit. Große Astrotracker, die genau auf den Polarstern ausgerichtet worden sind, können mehrere Minuten belichten. Kleinere Exemplare, die mittels Laserpointer eingestellt werden, schaffen meist weniger Belichtungszeit.

Blende

Die Blende sollte so offen wie möglich gewählt werden. Je offener eure Blende, desto mehr Licht gelangt auf euren Kamerasensor.

In der Nacht steht kaum Licht zur Verfügung. Daher wählen wir Offenblende und Licht, anstelle von enger Blende und Schärfe von wenig Lichtausbeute.

ISO

Der ISO-Wert wird nach der Menge an verfügbarem Licht berechnet. Wem nur etwa eine enge Blende, wie F4 zur Verfügung steht, der muss zwangsläufig den ISO hochschrauben.

Je höher der ISO, desto mehr rauscht es auf dem Bild. Ein gewissermaßen linearer Zusammenhang.  Wobei es bei modernen Kamerasensoren teilweise Ausnahmen davon gibt. Daher meine Empfehlung: Informiert euch bei welchen ISO-Werten genau eure Kamera gute Ergebnisse liefert.

Fokus

Der Autofokus wird in der Dunkelheit meistens nicht fokussieren. Und dann ist es nicht gesichtert, dass er zuverlässig funktioniert.

Daher ist die manuelle Fokussierung notwendig. Je nach Objektiv, ist die Schärfenregulierung mechanisch oder Focus by wire (motorgestützt). Die meisten Objektive haben ihr Schärfemaximum kurz vor dem Unendlich-Zeichen. Direkt am Anschlag bei Unendlich-Symbol sind die Sterne oftmals wieder aus der Fokusebene.

Am besten öffnet ihr eure Blende maximal, dreht den ISO hoch und vergrößert euer Display. Nun sucht ihr den hellsten Stern und dreht den Fokusring bis der Stern am kleinsten ist. Dies ist die optimale Einstellung. Nehmt unbedingt ein Testbild auf und zommt rein. Bei Unschärfe der Sterne war der Fokus falsch gewählt oder eventuell die Belichtung zu lang.

Auslösung

Die Auslösung der Belichtung sollte nicht direkt an der Kamera erfolgen. Dies könnte Verwackler zur Folge haben.

Die Kamera sollte auf Selbstauslösung 2-5s gestellt werden oder eine Fernbedienung per Kabel bzw. Funk angeschlossen werden.

Vergesst außerdem nicht euren Bildstabilisator auszuschalten. Bei dem Betrieb eurer Kamera auf einem Stativ kann dies zu Unschärfe führen.

Nachbearbeitung

Stacking von Astrobildern mit Sequator

Photoshop Post Processing

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